Farazi: Redlich Rebellieren
Inmitten derer, die im Dunklen leben,
Ist der Rebell, der anzündet ein Licht.
Inmitten derer, die so lieblos reden,
Ist der Rebell, der kündet ein Gedicht.
Schön anzuecken, es ist niemals leicht,
Das Liebelose machte hart das Herz,
Rebell ist, wer uns herzlicher erweicht:
Verstandesreichtum nützt mehr als Kommerz.
Inmitten von verständnislosen Menschen,
Eckt der Verständnisvolle bilderbuchschön an,
Wer keine Angst hat vor den Turbulenzen,
Ist ein Rebell, der aneckt, himmelan.
Nicht Kunst ist es zu rebellieren:
Ein Narr, er rebelliert der Wissenschaft;
Doch herzlicher zu rebellieren,
Das will gelernt sein bis zur Meisterschaft.
Inmitten derer, die so lieblos denken,
Schreib ich, o Freunde, Poesie der Liebe,
In Herzliches möcht ich mich tief versenken,
Und göttlich schön befrieden meine Triebe.
Lamja: Freitagspredigt
ich verabscheue ihn
den patriarchen
denjenigen, der sich in seinem hochmut
als Gott aufspielt
er versucht
Gott zu spielen
als sei dies eine rolle
die er je spielen könnte
wie dumm von ihm
wie peinlich und wie lächerlich
erhaben ist Gott!
und wenn sie Gott attribute geben müssten
würden sie Gott stets männlich konnotierte attribute zusprechen
wenn sie Gott zeichnen müssten
würden sie Gott als mann zeichnen
wenn sie zu Gott sprechen
tun sie so, als sei Gott ihnen gleich im geschlecht
erhaben ist Gott!
zwar sagen sie, Gott habe kein geschlecht
aber sie fühlen so
als sei Gott männlich
als sei Gott ein mann
und sie verhalten sich
als sei Gott ihr verbündeter im patriarchat
und sie porträtieren Gott so auf eine widerliche weise
sie projizieren ihr selbstbild in Gott
welch unrecht sie begehen
erhaben ist Gott!
ich versuche in jedem menschen
etwas Göttliches zu sehen
doch in ihnen sehe ich vor allem
eine gotteslästerung
die sie bei sich selbst nicht erkennen
sie sind die ersten, die sich empören
wenn frauen als widerstandsform
singen und sagen:
„Gott ist eine frau“
ich verstehe ihre empörung nicht
ich verstehe ihre empörung absolut nicht
warum empören sie sich nicht über sich selbst
wo sie es doch sind
die die „männlichkeit“ mehr anbeten
als die Göttlichkeit
sie denken, wenn sie überhaupt denken
sie empören sich darüber
dass Gott ein geschlecht zugeschrieben wird
aber eigentlich empören sie sich über
die explizite zuschreibung
„des weiblichen“
weil sie es als etwas niederes verinnerlicht haben
nieder ist ihr intellekt!
gar unentdeckt
menschen sind so eingenommen von geschlechterrollen
dass sie sich Gott nicht anders vorstellen wollen
als über ein geschlecht
dass sie keinen spirituellen zugang finden möchten
zum Göttlichen
als über ein geschlecht
-wie schlecht
erhaben ist Gott!
der hochmut steht euch nicht
er würde jenen mit gebärmutter
besser stehen
wenn sie sich auf diese niedere denkweise einlassen würden
wo Gott die gebärmutter doch
nach einem Gottes schönster namen benannte
Ar- Rahma, die Barmherzigkeit
barmherzig sein und
demütig sein
ihr würdet es können, wenn ihr wolltet
aber ihr wollt hochmütig sein
und ihr predigt und prangert an
den hochmut
aber praktiziert
hochmut
ihr seid
hochmütig
ihr seid
der hochmut
und trotz der klarheit
ja, es ist so offensichtlich
aber trotzdem
besteht eine große notwendigkeit
euch daran zu erinnern:
ihr seid nicht Gott
und Gott ist kein mann
und Gott ist nicht männlich
ja, auch nicht weiblich
aber wir wissen das
ihr wisst das noch nicht
und auch wenn ihr es wisst
ihr habt es nicht verinnerlicht
deswegen:
Gott ist kein mann
und Gott ist nicht männlich
Gott ist kein mann
und Gott ist nicht männlich
Gott ist kein mann
und Gott ist nicht männlich
Khalid: zucht und gunst
Welch glorreiche Welt, in der wir leben,
In der der Muslim, den Bedürftigen zum Waisen macht,
Und dessen Rationen an Speisen ehrgeizig misst,
Doch austickt, wenn dieser Gerechtigkeit vermisst,
Und demjenigen, der seine Reichtümer nutzt, um die Menschheit in die Irre zu leiten, diesen überschüttet der Muslim mit Bergen voller Gold,
tauft diesen zum Helden und lobt ihn in den Himmel, wenn er für eine Sekund` den Blick vom Spiegel abwendet.
Und die Welten applaudieren den Herren auf den obersten Rängen zu:
Scheut nicht das Leid,
wir schauen zu,
scheut nicht die Glut,
wir hauchen ein,
scheut nicht die Lüge,
denn das Grab schweigt.
Und die Menschheit bleibt blind,
und jubelt mit Scheinen,
dem Reichen entgegen,
sitzt auf Blut und beschwört den Regen,
sodass jede Spur vergehen mag,
doch die Würde sie schwindet
und der Glaube zerreißt.